Martin Katz wurde 1919 in Wischnitz in Rumänien geboren. Als 8-jähriger Junge kam er mit seinen Eltern nach Wien. 1943 kann er nach seiner Enthaftung durch die Hilfe einer Freundin nach Rumänien fliehen und überlebt dort die Nazizeit. Seine Vater wurde von der Gestapo zu Tode geprügelt, seine Mutter kam in Auschwitz ums Leben. Nach dem Krieg kommt er nach Wien zurück und geht anschließend nach München. Er eröffnet dort das Opernkaffee und das Theater unter den Arkaden und feiert große Erfolge. Er verwirklicht mehr als zahlreiche Projekte in seinem Leben. Er ist zweimal verheiratet, er hat zwei Kinder. Seit 1995 lebt in Wien. In seiner Autobiographie: „Meine neun Leben“ beschreibt er sein bewegtes Leben und den Frieden, den er gefunden hat.
„Vor wenigen Tagen bin ich einundneunzig geworden, und ich denke, dass ich nicht mehr endlos Zeit habe, um der Generation meiner Enkel von dem Wunder zu berichten, das mir widerfahren ist: Ich habe überlebt. Ich wohne wieder in Wien, sieben Gehminuten von der Wohnung, aus der wir delogiert wurden, ehe die Gestapo meinen Vater tot prügelte und meine Mutter nach Auschwitz deportierte, sechs Gehminuten von dem Zimmer, in dem ich selbst mich versteckt habe. Auch in die verbliebenen Kaffeehäuser, in denen ich geschmuggelte Waren an Nazis verkauft oder gegen Essensmarken getauscht habe, um meine versteckte Freundin und ihre Mutter zu ernähren, gehe ich wieder.“

http://www.kremayr-scheriau.at/index.php?p=buecher.php&buch=310&autorb=310

Roland Freisler wird am 30.10.1893 in Celle geboren und stirbt am 3.2.1945 in Berlin. Er war Jurist während der Zeit der Weimarer Republik und der Diktatur des Nationalsozialismus. Unter dem NS-Regime fand seine Karriere ihren Höhepunkt: Von August 1942 bis zu seinem Tod drei Monate vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa war er Präsident des „Volksgerichtshofs“, des höchsten Gerichts des NS-Staates für politische Strafsachen.

Roland Freisler ist der  bekannteste und zugleich berüchtigtste Strafrichter im nationalsozialistischen Deutschland. Er ist als Richter verantwortlich für tausende Todesurteile in den von ihm geführten Verhandlungen der letzten drei Jahre des NS-Regimes – vielfach Schauprozesse, deren Urteile oft von vornherein feststanden. Beispielhaft dafür war nicht zuletzt der 1943 unter Freislers Vorsitz geführte Prozess gegen die Mitglieder der Widerstandsbewegung der Weißen Rose, in dem unter anderen die Geschwister Hans und Sophie Scholl zum Tode verurteilt wurden. Bedingt durch sein jähzorniges und den Angeklagten gegenüber demütigendes Auftreten gilt er als prägnantes Beispiel für die Rechtsbeugung durch die Justiz im Nationalsozialismus im Dienst des staatlich organisierten Terrors des Regimes. Am 20. August 1942 wird Freisler von Adolf Hitler als Nachfolger Otto Thieracks zum Präsidenten des Volksgerichtshofs ernannt. Der Volksgerichtshof wird 1934 zur Verhandlung von Hochverrats- und Landesverratssachen errichtet. Später wird die Zuständigkeit auf andere Staatsschutzdelikte erweitert. Unter Freisler steigt die Anzahl der Todesurteile stark an: Ungefähr 90 Prozent aller Verfahren enden mit einer oft bereits vor Prozessbeginn feststehenden Todesstrafe oder mit lebenslanger Haftstrafe. Zwischen 1942 und 1945 werden mehr als 5.000 Todesurteile gefällt, davon etwa 2.600 durch den von Freisler geführten Ersten Senat des Gerichts. Damit ist er allein in den drei Jahren seines Wirkens am Volksgerichtshof für ebensoviele Todesurteile verantwortlich wie alle anderen Senate des Gerichts zusammengenommen in der gesamten Zeit des Bestehens des Gerichts von 1934 bis 1945. Daher haftet ihm schon bald der Ruf eines „Blutrichters“ an. In den Verhandlungen erniedrigte er die Angeklagten, hörte ihnen kaum ruhig zu und unterbrach sie. Außerdem brüllte er sie lautstark an und hatte eine besonders unsachliche Prozessführung. Roland Freisler stirbt am 3. Februar 1945 während eines schweren US-amerikanischen Bombenangriffs auf Berlin. Er ist auf dem Weg zum Keller des Volksgerichtshofs und wird von einem herabstürzenden Balken erschlagen.

Maria Peskoller entstammt einer Bauernfamilie aus Görtschach in Osttirol. Ab 1932 lebt sie  mit ihrem Mann und den beiden Töchtern Helga und Roswitha in Villach und ist dort Mitglied der kommunistischen Partei. Während des zweiten Weltkriegs ist sie gegen das NS-Regime tätig. Im November 1944 wird sie gemeinsam mit ihrer 16-jährigen Tochter Helga verhaftet und ins Gestapo-Gefängnis in Klagenfurt gebracht und eingesperrt. Der berüchtigte Volksgerichtshofpräsident  Roland Freisler kommt aus Berlin und hält einen exemplarischen Schauprozess ab. Maria Peskoller sowie weitere sechs Mitglieder der Widerstandsgruppe werden zum Tode verurteilt. Sie wird am 23. Dezember 1944 durch das Fallbeil hingerichtet. Die Tochter Helga wird im April 1945 aus der Haft entlassen.

http://www.net4you.com/haiderftp/namen/peskoller.html

Lída Baarová wird am 7.9.1914 als Ludmila Babková in Prag geboren und verstirbt am 27.10. 2000 in Salzburg. Sie war eine tschechische Schauspielerin und die Geliebte von Joseph Goebbels.

Baarová absolviert ihre Ausbildung am Schauspielkonservatorium in Prag. Sie trittt im Alter von 17 Jahren in ihrem ersten Film auf und nimmt Schallplatten auf. 1934 wird sie im Alter von 20 Jahren von der Ufa engagiert und wirkt 1935 in „Barcarole“ mit. Die männliche Hauptrolle in dieser Produktion spielt Gustav Fröhlich, mit dem Baarová fortan liiert ist. Beide bewohnen ein Haus auf der Halbinsel Schwanenwerder in Berlin. Lida Baarovà wird von der deutschen Filmindustrie als exotischer Vamp importiert und verkörpert bis 1938 fast ausschließlich solche Charaktere. Die Familie Goebbels wohnt in der Nachbarschaft. Goebbels  ladet die junge Baarová schon bald zum Tee in sein abgelegenes Blockhaus am Bogensee ein. Er spielt am Flügel romantische Weisen, rudert Lida über den See, füttert mit ihr Rehe im Wald und liegt mit ihr vor dem Kamin. Die 22-Jährige wehrt sich nicht lange gegen seine Avancen. Sie trennt sich von Fröhlich. Aus der Affäre wird eine ernsthafte Liebe. Nach fast zwei Jahren beschließt Goebbels, seine Frau um die Scheidung zu bitten. Diese wendet sich allerdings an Hitler persönlich, der diese Liebe vereitelt. Lida Baarová verliert ihre Engagements und setzt sich nach Prag ab, wo sie nach Kriegsende als Kollaborateurin für 18 Monate ins Gefängnis kommt. Danach hat sie einige Filmrollen, zu Beginn der Fünfziger Jahre wird die Schauspielerin vom italienischen Film wiederentdeckt, und gehört unter anderem auch zum Ensemble von Federico Fellinis erstem Meisterwerk „Die Müßiggänger“ (1953). Letztlich kann sie in der Filmbranche aber nicht mehr Fuß fassen. 1956 läßt sie sich von ihrem Ehemann Jan Kopecky scheiden und spielt Theater in Österreich und Deutschland. 1958 heiratet sie in Salzburg den schwedischen Professor Kurt Lundwall, nachdem dessen Frau stirbt und führt mit ihm eine glückliche bis zu dessen Tod 1980. Lída Baarová verbringt die restlichen zwanzig Jahre ihres Lebens in Salzburg. Bis zu ihrem Tode lebt sie in dem Haus, Haunspergerstraße 25, in dem bis 1938 die jüdische Familie Friedman gewohnt hatte. Kurz bevor Lida Baarova am 27. Oktober 2000 im Alter von 86 Jahren in Salzburg stirbt, diktiert sie noch ihre Memoiren. Darin präsentiert sie sich als argloses Opfer des Verführers Goebbels. Sie beschreibt seinen Charme und diese Liebe, seine nationalsozialistische Vergangenheit und seine rassistischen Reden blendet sie aus. Als Ausrede führt sie an, daß sie damals nicht gewußt hätte, was der Nationalsozialismus sei.

http://www.zukunft-braucht-erinnerung.de/biographien/619.html 

Der Bock von Babelsberg

Februar 10, 2009

Joseph Goebbels, Vater von sechs Kindern hat  neben seiner eigenen darstellerischen Begabung noch einen ganz anderen Hang zur Schauspielerei – und Schauspielerinnen, dem er möglichst ohne Publikum nachgehen will. Er erhält vom Berliner Oberbürgermeister Lippert  ein Blockhaus am Bogensee, das dieser mit einem außerplanmäßigen Etat bauen läßt. Dieses Blockhaus wird für die Empfänge des Minister bald zu klein und daher wird Ende Oktober 1939 ein neugebautes Landhaus auf der gegenüberliegenden Seite des Bogensees fertiggestellt. Ein Anwesen mit 30 Privaträumen, 40 Dienstzimmern, einem 100 Quadratmeter großen Filmsaal am Ende des rechten Wohnflügels sowie 60 Telefonen. Hierhin ladet Goebbels die Prominenz von Staat, Partei, Film und Presse regelmäßig ein. Goebbels nutzt  ab 1933 die Ufa-Studios für die Propaganda der Nationalsozialisten. Als „Bock von Babelsberg“ wird er belächelt und beneidet. Er hat zahlreiche Affären, seine Frau Magda auch. Die Ehe der beiden ist dementsprechend schwierig. Trotzdem ist das Paar mit seiner wachsenden Kinderschar öffentlich so etwas wie die deutsche Vorzeigefamilie. 1938 führt Goebbels Affäre mit der jungen tschechischen Schauspielerin Lida Baarova zum Eklat. Seine Frau Magda sieht ihre Position als erste Dame des Dritten Reiches gefährdet und denunziert ihren Mann bei Hitler. Hitler zitiert Goebbels auf den Berghof und fordert ein Ende der Beziehung. Goebbels gibt nach und kehrt zu seiner Ehefrau zurück.  Lida Baarova erhält Berufsverbot, ihre Filme werden nicht mehr aufgeführt, vor ihrem Haus wacht die Gestapo.

Elly Ney wird am 27.9. 1882 in Düsseldorf geboren und verstirbt am  31.3.1968 in Tutzing: Sie ist eine deutsche Pianistin, die als Interpretin der Werke Ludwig van Beethovens Bedeutung erlangt hat. Während der NS-Zeit steht sie auf der “Gottbegnadeten-Liste” (Führerliste) der wichtigsten PianistInnen des NS-Staates.

Sie wird als Tochter des Feldwebels Jakobus Ney und der Musiklehrerin Anna Ney in Düsseldorf geboren. Da ihre Mutter nicht in einer Kaserne leben will, wechselt der Vater in eine Beamtenstelle nach Bonn. Ihre Kindheit und Jugend ist geprägt von einem militaristischen und musischen Elternhaus, ihre Erziehung von Fremdenfeindlichkeit. 1933 weigert sich Elly Ney für Rudolf Serkin in Hamburg einzuspringen, der nach seinem Berufsverbot in Deutschland in die Schweiz emigrieren muß, da sie es nicht ertragen könne, an Stelle eines Juden zu spielen. Am 20. April 1937 wird sie von Hitler zur Professorin ernannt, am 1. Mai 1937 wird sie Mitglied der NSDAP (Nr. 6.088.559). Für ihre Mitarbeit bei den Olympischen Spielen 1936 verleiht Hitler ihr 1937 eine Erinnerungsmedaille. Ney ist Mitglied weiterer nationalsozialistischer Organisationen, unter anderem Ehrenmitglied im Bund Deutscher Mädel (BDM), und hält Reden an die Jugend, in denen sie Beethoven und die „nordische Musik“ im Geist des Nationalsozialismus deutet. Im Zweiten Weltkrieg, in der Zeit des Generalgouvernements Polen gastiert sie 1941 auch in Krakau, wo zu dieser Zeit die „Philharmonie des Generalgouvernements“ eingerichtet ist. Ihren eigenwilligen konservativen Musikgeschmack beweist sie 1942 in Görlitz, wo sie die zweite Aufführung von Carl Orffs Carmina Burana unter Protest verläßt, das Werk als „Kulturschande“ bezeichnet und ein lokales Aufführungsverbot erreicht. Ney spielt im Verlauf des Kriegs zunehmend Konzerte in Lazaretten und Krankenhäusern. 1943 bekommt sie das Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse für Truppenbetreuung. 1944, in der Endphase des Zweiten Weltkriegs wird sie von Hitler in die Gottbegnadetenliste der unersetzlichen Künstler aufgenommen. Von 1939 bis 1945 lehrt sie zeitweise am Salzburger Mozarteum. Sie stirbt 1968 im 86. Lebensjahr in Tutzing und wird dort neben ihrem 1965 verstorbenen Ex-Ehemann und Lebenspartner Willem van Hoogstraten beerdigt. 

Die gebürtige Düsseldorferin lebt seit 1929 bis zu ihrem Tode und Aufenthalten in den USA in Tutzing in Oberbayern. Die Gemeinde hat ihr ein Ehrengrab eingerichtet, auf der Brahmspromenade am Seeufer steht eine Bronzebüste der Pianistin. Seit 1952 ist Ney Ehrenbürgerin von Tutzing. In diesem Ort verliert die CSU voriges Jahr bei Kommunalwahlen nach Jahren die absolute Mehrheit. Die Nachfolger lassen Porträts von Ney im Sinne eines Wandels im Rathaus rasch abhängen. Jetzt entbrennt ein Streit um das Erbe der Ehrenbürgerin – Hitlers Pianistin, der die Bürger spaltet. Elly Ney distanziert sich nach dem Krieg niemals eindeutig von der Naziideologie, ungeachtet ihrer tiefen Verstrickung in die Gräueltaten des Naziregimes gelingt ihr nach dem Krieg eine erstaunliche Alterskarriere. Sie konzertiert bis wenige Wochen vor ihrem Tod im März 1968. 

Charlotte Knobloch, die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland folgert dazu: „Elly Ney war nicht nur Profiteurin des Nationalsozialismus, sie hat das braune Gedankengut auch aktiv vertreten. Ney sei eine Kulturpolitikerin der Nazis gewesen, die kein Geheimnis daraus machte, wie sehr sie darunter litt, im selben Umfeld mit jüdischen Musikern wie Serkin aufzutreten. Sie habe lieber für die Hitlerjugend, den Bund Deutscher Mädel, die SA und SS gespielt.“ Als Überlebende der Shoah empfindet es Charlotte Knobloch als Hohn, wenn eine überzeugte Nationalsozialistin wie Elly Ney weiterhin als Ehrenbürgerin von Tutzing gewürdigt wird.  

 

Odilo Globocnik

Februar 1, 2009

Odilo Lotario Globocnik wurde am 21.4.1904 in Triest geboren und nahm sich am 31.5.1945 in Paternion das Leben. Er war ein österreichischer Nationalsozialist, SS-Obergruppenführer und Generalleutnant der Polizei. Er war maßgeblich am Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich beteiligt, Gauleiter in Wien und Leiter der Aktion Reinhardt zur Vernichtung der Juden im Generalgouvernement. In seinen Verantwortungsbereich fielen weiterhin die Vernichtungslager Belzec, Sobibor und Treblinka, die Ausbeutung jüdischer Arbeitskräfte (in seiner Eigenschaft als Geschäftsführer der Ostindustrie GmbH) sowie die Operationszone Adriatisches Küstenland.

„Aktion Reinhardt“ 

Odilo Globocnik erhielt von Heinrich Himmler den Befehl zur Ermordung der Juden im Generalgouvernement und wurde der Leiter der „Aktion Reinhardt“. Sein Adjutant wurde Ernst Lerch. Globocnik überwachte den Aufbau des Konzentrationslagers Majdanek, später organisierte er die Vernichtungslager Belzec, Sobibor, und Treblinka. Zu seinem „Judenreferenten“ ernannte er Hermann Höfle. Auch Christian Wirth, der bereits bei der Vernichtungsaktion behinderter Menschen (Aktion T4) Erfahrung in der Tötung mit Gas hatte, wurde von ihm als „Inspekteur der SS-Sonderkommandos Aktion Reinhard“ herangezogen, um die fabrikmäßige Tötung der Menschen durch größere Gaskammern zu optimieren. In Zusammenarbeit mit Adolf Eichmann ließ er innerhalb von eineinhalb Jahren mit größter Brutalität mindestens 2.000.000 Menschen berauben und fabrikmäßig ermorden. Den Gesamtgewinn der Aktion Reinhardt gab Globocnik mit mehr als 178 Millionen Reichsmark an. In dieser Summe noch nicht enthalten sind der Wert der Immobilien und jene Gelder und Schmuckgegenstände, die von den an der Aktion beteiligten Personen gestohlen wurden. Teilweise wurden Wertsachen, Kleidung, Haare der Opfer etc. von den Lagern via Lublin nach Deutschland geschickt.

„Operationszone Adriatisches Küstenland“ 

Nach dem Waffenstillstand Italiens mit den Alliierten im September 1943 wurde Odilo Globocnik am 13. September 1943 zum Höheren SS- und Polizeiführer (HSSPF) in der „Operationszone Adriatisches Küstenland“ mit Sitz in Triest ernannt. In dieser Funktion unterstand ihm auch die Sonderabteilung Einsatz R. Hier traf er auch seinen alten FreundFriedrich Rainer wieder, der Oberster Kommissar dieses Gebiets geworden war. Aus Lublin brachte Globocnik seine Gefolgsleute, unter anderem Christian Wirth, und reichlich Beute mit. Trotzdem gefiel ihm sein neues Arbeitsgebiet nicht so recht, weil er mehr politische Rücksicht nehmen musste als in Polen und weil er sich nicht mehr so entfalten konnte, wie er es sich vorstellte. Doch versuchte Globocnik auch hier, möglichst unabhängig von anderen Dienststellen der SS und der Wehrmacht zu agieren. Auch hier verfolgte er Juden, die im Durchgangslager Risiera di San Sabba bei Triest vor ihrer Deportation nach Auschwitz inhaftiert wurden. Hier lagerten auch die geraubten Wertgegenstände. Das Lager diente jedoch vor allem als Gefängnis und Hinrichtungsstätte für Angehörige der Widerstandsbewegung in Istrien. Auch hier wurde er mit einem Großprojekt betraut: Am 26. Juli 1944 befahl Hitler den „Ausbau eines rückwärtigen Stellungssystems in Norditalien“. Den Ausbau sollte Rainer als Oberster Kommissar leiten. Dieser ernannte Globocnik zu seinem „allgemeinen Vertreter für die gesamte Organisation des Stellungsbaus“. Globocnik wurde von Rainer für das Deutsche Kreuz in Silber vorgeschlagen, weil er täglich „120.000 Arbeitskräfte“ mobilisiert habe. Während der letzten Monate des Krieges residierte Globocnik nicht mehr im für ihn mittlerweile gefährlichen Triest, sondern in Cividale del Friuli. Von hier aus trat er auch den Rückzug über den Plöckenpass an. Am 4. Mai 1945 hielt Globocnik in Kötschach-Mauthen eine Durchhalterede zum „Endsieg“, in der er an die Ereignisse des Jahres 1915 anknüpfte: „Es sei kein Grund zur Besorgnis vorhanden“, es seien „genügend Truppen im Anmarsch“, um die „Briten aufzuhalten, wie es ja auch im Jahre 1915 gegen die Italiener gelungen sei“. Danach verließ er das Gailtal in Richtung Klagenfurt. Von dort flüchtete er auf die Möslacher Alm im Gebiet des Weißensees, wo er auf Friedrich Rainer, Ernst Lerch, Georg Michalsen und Hermann Höfle traf. Die Gruppe hätte nach Italien gebracht werden sollen. Dazu sollte es jedoch nicht mehr kommen. Am Morgen des 31. Mai 1945 wurde die Gruppe Rainer/Globocnik von einem britischen Kommando festgenommen und nach Paternion gebracht. Dort vergiftete sich Odilo Globocnik gegen 11 Uhr 30 nach dem ersten Verhör mit Zyankali.

Paternion, 1945

Der Doppelmord an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht am Abend des 15. Januar 1919 in Berlin zählt zu den folgenreichsten Ereignissen der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert. Die Verantwortlichen für das Verbrechen wurden nie zur Rechenschaft gezogen. Noch im April 1962 konnte der eigentliche Drahtzieher, Hauptmann Waldemar Pabst, sich in einem SpiegelInterview damit brüsten, dass er die beiden Kommunistenführer habe »richten lassen«.

Nach dem Ersten Weltkrieg und dem in der Novemberrevolution von 1918 erfolgten Sturz der deutschen Monarchie war er im Januar 1919 als Erster Generalstabsoffizier der Garde-Kavallerie-Schützen-Division, einem Freikorps, bei der Niederschlagung des Spartakusaufstands beteiligt. Im Rahmen dieser Kämpfe wurden am 15. Januar Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, die Anführer des Spartakusbundes und Gründungsinitiatoren der KPD, gefangengenommen und ihm übergeben. Im Hotel Eden verhörte er beide persönlich und ließ sie daraufhin ohne Gerichtsurteilerschießen, oder wie er es nannte „richten“ (so Pabst in Der Spiegel vom 18. April 1962). Ob ein konkreter Befehl eines Weisungsbefugten für die Hinrichtung Luxemburgs und Liebknechts vorlag, ist unklar. Jedoch war am 12. Januar 1919 der Leiter der Antibolschewistischen Liga Eduard Stadtler bei ihm und er soll laut Stadtler von seiner Unterredung mit Noske wenige Tage zuvor gewusst haben. Stadtler überzeugt ihn von der „Notwendigkeit“ der Ermordung der Führer der Sozialisten Karl Radek, Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Die beiden letzteren wurden laut Stadtler am 15. Januar 1919 von den „Mannen Major Pabsts“ „beseitigt“.

Nach dem Tod von Waldemar Pabst wurde in seinen Memoiren folgender Eintrag gefunden:

„Dass ich die Aktion ohne Zustimmung Noskes gar nicht durchführen konnte – mit Ebert im Hintergrund – und auch meine Offiziere schützen musste, ist klar. Aber nur ganz wenige Menschen haben begriffen, warum ich nie vernommen oder unter Anklage gestellt worden bin. Ich habe als Kavalier das Verhalten der damaligen SPD damit quittiert, dass ich 50 Jahre lang das Maul gehalten habe über unsere Zusammenarbeit.“

Hier erklärt Pabst ganz offen, dass er sowohl die Zustimmung des Reichswehrministers Noskes als auch die des Reichspräsidenten Ebert (beide SPD) zu den Morden gehabt habe, welcher während eines Telefongespräches zwischen Pabst und Noske gemeinsam mit Noske in einem Raum gesessen haben soll. Auch schon im Spiegel-Interview von 1962 erklärte er, dass sowohl Noske als auch der Generalleutnant von Hofmann ihm bei seinen Taten zustimmten („Er hat mir gedankt“, so Pabst über Hofmann). Inwieweit diese Behauptungen Pabsts der Wahrheit entsprechen oder nur seiner eigenen Entlastung dienen sollten, ist bis heute umstritten. Als Folge der Morde gab es auf Wunsch von Noske einen Schauprozess, allerdings musste keiner der Verurteilten eine Strafe antreten. Oberleutnant Vogel, der den Mord an Rosa Luxemburg auf sich nahm, konnte dank der Hilfe Noskes aus Deutschland fliehen, und der Jäger Runge (den man schnell noch zum Husaren umdeklariert hatte) musste seine zweijährige Haftstrafe nicht antreten. Der Todesschütze Rosa Luxemburgs, der ehemalige Leutnant zur See Hermann Wilhelm Souchon, wurde erfolgreich gedeckt, wurde nur als Zeuge geladen und floh dann nach Finnland. Der eigentlich Verantwortliche für die Geschehnisse im Hotel Eden, Pabst, wurde nicht einmal angeklagt.

Klaus Gietinger: Der Konterrevolutionär, Waldemar Pabst – eine deutsche Karriere; Edition Nautilus, 2009

Klaus Gietinger: Eine Leiche im Landwehrkanal. Die Ermordung Rosa Luxemburgs; Edition Nautilus, 2009

Am 7. April 1945 kam es auf dem Präbichl, einer Passhöhe knapp vor Eisenerz, zu einem Massaker bei dem mehr als 200 Juden erschossen wurden. Durchgeführt wurde die Massenerschießung von Männern der sogenannten „Alarmkompanie“, einer Einheit des Volkssturms. Um 14 Uhr marschierte der Zug über die Passhöhe in Richtung Eisenerz. Oben angekommen, eröffneten mehrere Volkssturmmänner das Feuer. Nach einer Dreiviertelstunde lagen rund 200 Menschen des Transports tot oder sterbend entlang des Wegs. Überlebende des Massakers mussten die Leichen in der Seeau, unweit des Leopoldsteiner Sees bei Eisenerz, in mehreren Gräbern begraben. Die Opfer wurden 1948 am Judenfriedhof von Eisenerz nach ihrer Exhumierung beigesetzt. In den Eisenerz-Prozessen, die im Frühjahr 1946 von der britischen Besatzungsmacht begonnen wurden und in Graz  stattfanden, wurden 12 Angeklagte zum Tode verurteilt. Die britischen Besatzer hatten das Verfahren gegen Beteiligte des Massakers am Präbichl als ein Lehrbeispiel der Prozessführung nach Jahren der nationalsozialistischen Gerichtsbarkeit konzipiert. Am 1. April 1946 eröffnete der eigens aus London angereiste Richter Glyn Jones den Prozess gegen 18 Männer aus der Umgebung von Eisenerz, der über vier Wochen von allen Medien ausführlich begleitet wurde. Welchen Stellenwert dieser Prozess für die junge österreichische Demokratie hatte, zeigt sich auch darin, dass der Leiter der britischen Justizbehörde in Österreich sowie Justizminister Dr. Josef Gerö an den Verhandlungen teilnahmen. Ende April 1945 wurden die Urteile gesprochen. Am 29. April 1946  wurden Otto Christandl, die Unteroffiziere Anton Eberl und Ludwig Krenn sowie die Volkssturmmänner Ernst Feistl, Anton Hirner, Rudolf Mitterböck, Emmerich Schnabl, Franz Taucher, Fritz Wolf und Ludwig Wurm wegen ihrer Beteiligung an den Morden am Präbichl zum Tode verurteilt. Die Hinrichtungen erfolgten knapp zwei Monate später. 

http://www.kakanien.ac.at/beitr/fallstudie/JMoser1.pdf/show_pdf

http://www.kakanien.ac.at/beitr/fallstudie/JMoser1.pdf/show_pdf

Die Mörder sowie die Hitlerjungen führten die Arbeiter nach Hartberg, wobei die SS-Männer neuerlich Häftlinge erschossen, quälten und demütigten. Während die Hitlerjungen in Hartberg vom Volkssturm abgelöst wurden, dürften die Angehörigen der Waffen-SS-Division „Wiking“ den Transport bis Graz eskortiert haben. 
Nach Hartberg wurden auch etwa 4–5000 ArbeiterInnen aus Rechnitz deportiert. Einige Kolonnen marschierten nun über Sebersdorf nach Gleisdorf, eine weitere Route führte über Großpesendorf. Von letzterem Transport flohen mindestens 14 Juden und wurden von den Bewohnern des kleinen steirischen Orts Kalch gerettet. Beim Weitermarsch nach Sinabelkirchen flüchteten weitere 18 Personen, doch wurden diese vom Volkssturm gefasst und von Angehörigen der Waffen-SS Division „Wiking“ zwischen dem 7. und 11. April erschossen. 
Die südlicher gelegenen Lager zwischen Eberau und Heiligenkreuz wurden in Bierbaum gesammelt. Von hier bewegte sich der Transport, der inzwischen tausende Männer und Frauen umfasste, weiter nach Gleisdorf. Die südlichsten Lager wurden in kleineren Gruppen auf verästelten Routen nach Gleisdorf getrieben. Von Gleisdorf gingen die Märsche weiter nach Graz, wo die ArbeiterInnen auf mehrere Lager aufgeteilt wurden. 
Von Graz über den Präbichl. 
Am 4. April verließen mehr als 8000 Jüdinnen und Juden in mehreren Transporten Graz und marschierten entlang beider Murufern nach Bruck a.d. Mur, wobei sie von Volkssturm, Gendarmerie, ukrainischer Waffen-SS und Grazer Gestapo, welche die Transportleitung stellten, begleitet wurden. Während die regulären Wachmannschaften Nachzügler erschossen, ermordeten Angehörige der im Gebiet stationierten Waffen-SS Division „Wiking“ Flüchtlinge. Arbeiter aus dem Lager Andritz umgingen Graz und wurden über Oberschöckel und St. Radegund nach Frohnleiten geführt. Hinter Bruck a.d. Mur sind ein Transport mit 6000, ein weiterer mit 2000 und ein kleinerer mit einer nicht näher angegebenen Zahl von TeilnehmerInnen dokumentiert. 
Am Nachmittag des 7. April erreichte der 6000 Personen umfassende Transport die Passhöhe des Präbichl. Unmittelbar nach der Übergabe an den Eisenerzer Volkssturm begannen die Wachmannschaften wahllos in die Reihen der Marschierenden zu schießen. Als es dem Transportleiter, einem SS-Mann, nach drei Viertelstunden endlich gelang, die Schießerei einzustellen, waren mehr als 200 Jüdinnen und Juden ermordet worden. Die Angehörigen der Eisenerzer „Alarmkompanie“, die das Massaker verübt hatten, bewachten den Transport jedoch noch bis Lainbach und mordeten weiter. Ebenso wurden bei später eintreffenden Transporten die Kranken in Eisenerz erschossen, zuletzt am 21. April 1945. 
Doch auch die Wachmannschaften, welche die Transporte vom Eisenerzer Volkssturm übernahmen und nach St. Gallen führten, erschossen und quälten die Häftlinge. Auf der gesamten Strecke hinderten sie die Zivilbevölkerung daran, den Hungernden Essen und sogar Wasser zu geben. Bei Altenmarkt erreichten die Transporte den Gau Oberdonau und marschierten durch das Ennstal. 
Andere Transporte unterschiedlicher Größe verließen Graz nach dem 4. April. Ein Transport mit etwa 500 ungarischen Juden soll Graz erst am 26. oder 28. April 1945 in Richtung Leoben verlassen haben. 
Von Graz über die Stubalpe – Ein Transport mit etwa 1000–1200 Personen marschierte von Graz in Richtung Stubalpe und erreichte am 9. April Salla. Am selben Tag übernahm beim Gaberl (Stubalpe) eine Fohnsdorfer Volkssturmeinheit den Transport, um ihn nach Liezen zu geleiten. Bei der Übernahme des Transports wies der Volkssturmkommandant seine Männer an, Schwache möglichst bald zu erschießen, um das Marschtempo auf dieser gebirgigen Strecke zu erhöhen. In der Folge kam es zu zahlreichen Morden an und Misshandlungen von Erschöpften. Wie schon am Präbichl war auch hier die Gruppe der eigentlichen Täter klein. 
Der Transport erreichte am 13. April Liezen und überschritt am nächsten Tag die Grenze zum Gau Oberdonau.