Jura Soyfer

Februar 10, 2008

JURA SOYFER

Jura Soyfer wurde am 8.12.1912 in Charkow, Ukraine geboren und verstarb am 16.2.1939 im KZ Buchenwald. Er zählt zu den bedeutendsten politischen Schriftstellern Österreichs in den 1930er Jahren. Er publizierte in mehreren Zeitschriften und verfasste insgesamt fünf Stücke und drei erhaltene Szenen.

Jura Soyfer kommt am 8. Dezember 1912 in Charkow in der Ukraine als Sohn des jüdischen Industriellen Wladimir Soyfer und dessen Frau Ljubow Soyfer zur Welt. 1921 flüchtet die Familie vor der bolschewistischen Revolution nach Baden bei Wien, von wo aus sie später nach Wien übersiedelt. Er wird mit zehn Jahren im Realgymnasium Hagenmüllergasse, Erdberg, eingeschult, wo er später auch erfolgreich maturiert. Mit 15 Jahren beginnt Jura Soyfer, sozialistische Schriften zu studieren, und wird überzeugterMarxist. 1927 tritt er dem Verband der Sozialistischen Mittelschüler bei. Da in der Familie Russisch, Französisch und Deutsch gesprochen wird, entwickelt Soyfer schnell ein Gespür und eine Vorliebe für Sprache und Sprachspiele. 1929 wird er Mitglied des Politischen Kabarett der Sozialdemokraten. Dort sammelt er erste Erfahrungen im szenischen Schreiben. Ab Dezember 1931 erscheinen wöchentlich politische Satiren von Soyfer in der Arbeiter-Zeitung und in der sozialdemokratischen Wochenschrift Der Kuckuck. Ebenfalls verfasst er zwei Artikel für die Politische Bühne. Darin fordert er eine Politisierung des Theaters und das Abschaffen bloßer Ablenkung und Unterhaltung. In dieser Hinsicht ist er dem epischen Theater von Bertolt Brecht sehr nahe. Nach den Februarkämpfen 1934 tritt er der illegalen KPÖ bei, verfasst Flugblätter und beginnt seine Arbeit an seinem RomanSo starb eine Partei. Dieser Roman, der nur in einem Fragment erhalten ist, ist eine Abrechnung mit der Politik der österreichischen Sozialdemokratie, deren Politik in die Niederlage des Februar 1934 geführt hat. 1935 lernt Soyfer über Hans Weigel Leon Askin (Leo Askenasy) kennen, der als Schauspieler und Regisseur am Wiener Theater ABC tätig ist, wo auch die meisten von Soyfers Stücken aufgeführt werden. 1937 wird Soyfer durch eine Verwechslung mit einem gewissen Seidel (eigentlich Franz Marek, führender Funktionär der Kommunistischen Partei) festgenommen. Nachdem sich herausstellt, dass gegen Soyfer selbst mit seinen kritischen Stücken genug belastendes Material vorliegt, wird er für drei Monate inhaftiert. Am 17. Februar 1938 wird er im Zuge einer Amnestie für „Politische“ entlassen. Lediglich 26 Tage befindet er sich daraufhin in Freiheit. Am 13. März 1938 – am Tag nach dem Anschluss – wird er in Gargellen beim Versuch, mit Skiern in die rettende Schweiz zu kommen, von österreichischen Beamten festgenommen. Zuerst kommt er in den Gemeindekotter in St. Gallenkirch, nach Bludenz. Am 16. März 1938 wird er vor das Landesgericht Feldkirch gebracht, obwohl dessen Vereidigung aufHitler erst am 18. März 1938 erfolgt. Am 23. Juni 1938 wird er ins KZ Dachau transportiert, im Herbst ins KZ Buchenwald, hier stirbt er am 16. Februar 1939 an Typhus.

Jura Soyfer gehört zu den wenigen österreichischen Autoren die in mehr als 30 Sprachen übersetzt wurden. Das Anliegen Jura Soyfers war es, im Theater keine vollständigen Lösungen oder Ergebnisse zu präsentieren; für ihn konnten die dargestellten Probleme nur im wirklichen Leben, also im real existierenden Protest, gelöst werden. Seine Stücke zerstören Illusionen und rufen dazu auf, die Gesellschaft, wie sie ist, zu verändern. Er selbst betrachtete sie als Mittel zur Propaganda, direkt bezogen auf die Zeit, in der er lebte. Erst 1974 wurden Soyfers Stücke gesammelt veröffentlicht, nachdem sich Mitglieder der englischen Exilorganisation „Young Austria“ darum bemüht hatten. Seine Werke wurden infolgedessen aus ihrem Kontext gerissen und unter anderem in der DDR als dort gültige, zeitlose Gesellschaftskritik aufgeführt. 1988 wurde in Wien die Jura Soyfer-Gesellschaft gegründet. 

http://www.soyfer.at/